Sprechakt statt Geschlechtsakt - das Problem der Mitte im Rechtsverkehr.

Den Moment, als eine däni­sche Kol­le­gin sich für ihr Zu-spät-kom­men zum Mee­ting in schöns­tem Dänisch-Deutsch mit „ich hat­te Ver­kehr“ ent­schul­dig­te, wer­de ich nie ver­ges­sen. Spon­tan rutsch­te ihrer Freun­din und Nach­ba­rin her­aus: „So genau woll­te ich es nicht wis­sen“ und die gan­ze Run­de brach in fröh­li­ches Lachen aus. 

Wie genau wol­len Sie - lie­ber Leser und Lese­rin - es wis­sen, war­um jemand zu spät kommt, die Zei­chen der Zeit nicht erkennt und Geschich­te ver­pennt? Inter­es­siert Sie dann, ob es der Rechts- oder Links­ver­kehr, Geschichts- oder Geschlechts­ver­kehr war? Oder sind Sie wie vie­le schon, ver­dros­sen und unbe­rühr­bar gewor­den - nur noch in Sorgen?

Glau­ben auch Sie, es sei schon zu spät, für ein fröh­li­ches Lachen und ein Mor­gen? Füh­len sich schwach, ohne Macht? Wir wis­sen doch noch wie es kracht, wenn wer die Geschich­te ver­passt. Dann hilft weder Staat noch Sta­si, nicht ein­mal die­se ver­blei­ben den Kum­mer zu ver­trei­ben. Sans­sau­ci - ohne Sor­ge - gibt’s nur in Pots­dam, nicht im gan­zen Land. Dort gab es frü­her mal eine Brü­cke, einen gehei­men Grenz­ver­kehr für die Spio­ne der gehei­men Diens­te. Die Brü­cke steht noch, das Land ist ver­bun­den, die Wun­den der Spal­tung sind …. so genau woll­te ich es nicht wis­sen! Geheim ist nichts mehr, auch nicht wer wem zu Diens­te, und wer wel­chen Geschlechtsverkehr. 

Wer braucht die gehei­men Diens­te noch, wenn alles am Boden liegt: Hän­de hoch! Fak­ten­be­stim­mer im eige­nen Wohn­zim­mer? Wo ein­mal eine ver­mit­teln­de Mit­te war, tönt es heu­te aus allen Kano­nen: Nie wie­der! Das Brand­mau­ern muss sich loh­nen. Die Spal­tung, die lohnt sich, immer noch. Mut zur Mit­te, bit­te nicht doch. Mut zur Lücke, die bringt uns vor­an. Zu genau will es sowie­so nie­mand wis­sen. Lie­ber hal­ten wir uns an die Staats­rä­son: „Wis­sens­lü­cken aus frei­en Stü­cken. Der Staat ist Allah, und er ist all­mäch­tig“ - im All­tag funk­tio­niert das präch­tig. Ges­tern, als mein sechs-jäh­ri­ger Sohn mit Mama im öffent­lich recht­li­chen Bus des Ver­kehrs­Ver­bunds saß. Es sind die Mei­nen, wie stolz ich war, dach­te: welch ein Anblick, welch ein Paar. Beim Weg­fah­ren im Kon­ter­fei der HHV-Bus-Außen­wer­bung ich sie sah, ein­ge­rahmt von kecken HVV-Kana­ken und las­zi­ven Tran­stra­ves­ti­terin­nen - welch ein Anblick, welch ein Paar. Als stol­zer Kana­ke, darf ich doch, mei­ne nicht weni­ger stol­zen Mit-Kana­ken Kana­ken nen­nen. Geht das noch? 

Es geht viel mehr, mei­ne Toch­ter in der sechs­ten Klas­se lernt gera­de ihre Klas­sen­leh­re­rin ken­nen. Es braucht kein Schlüs­sel­loch, sie kann mir die Face­book­sei­te nen­nen. Die Kai­se­rin ist nackt, ihre Tat­sa­chen sind nackt … nein, nicht was Sie den­ken, sie ist kein Trot­tel, nur eben Talent zum Dessou-Model. 

Kaum etwas bleibt unge­sagt, gezeigt nur im Ver­bor­ge­nen. Die Klei­nen, die nicht wis­sen was es alles gibt, für die­se sind Papa und Mama groß und all­mäch­tig. Heu­te schrei­ben Ihre Eltern Geschich­te, und so es dane­ben geht auch mal ein Gedicht, das mehr als zwölf „auf­re­gen­de Zukunfts­bil­der“ ver­spricht. Sie den­ken wie ich an Son­nen-Auf- oder Unter­gän­ge, nicht? Wie naiv wir nur sind! Sie dich­tet, kaum zu glau­ben aber wahr, über ihre schöns­ten „Welt­un­ter­gän­ge“. Gewiss, sie ist nicht ganz dicht. Und wenn Sie sagen - das war er nicht selbst, es war nur die Frau des Minis­ters - wie recht Sie haben. Der eine ist kata­stro­phal, sie nur kata­stro­phen­lüs­tern. Welch ein Aus­blick, welch ein Paar, was wis­sen wir schon über deren Links- oder Schlechtverkehr?

Was glau­ben Sie, ob die­se Gemenge­la­ge - Unter­gän­ge und Wis­sens­lü­cken von natio­na­ler Trag­wei­te - ihren oder mei­nen Sohn in auch nur gerings­ter Wei­se anspricht. Ich kann sagen, mei­nen ficht das nicht. Die sexu­el­le Revo­lu­ti­on, kal­ter Kaf­fee ihm ist. Mit sei­nen kaum sieb­zehn Jah­ren ist er Exper­te schon, für die Bezie­hung einer alten Frau mit dem Sohn einer ande­ren. Die­ser ist gera­de mal 15 Jah­re alt und muss schon job­ben, als Vor­le­ser und Bett­vor­le­ger für eine, die nicht Lesen und nichts Bes­se­res kann („Der Vor­le­ser“). Sozi­al und empa­thisch, wie ger­ne hät­te ich so einen Sohn. Mei­ner ist da ganz anders. Bei die­sen Sprü­chen sei­nes Vaters, wie soll ich es ihm ver­den­ken: Brot für die Welt, die Wurst kön­nen sie auch bald haben. Wir geben alles her, Lesen kön­nen braucht nie­mand mehr. Er hat allen Grund sich zu bekla­gen, nicht ein­mal bedau­re ich sei­nen Frust bei der Pflicht-Lek­tü­re ganz ohne Wis­sens­durst. „Eke­lig“ und „nie wie­der“ quit­tiert er Ero­tik und Kin­der­ver­füh­rung, eine Erzäh­lung per­vers und ohne Lust, ich erspar ihm nicht das Gewicht des hohen Gericht. Er muss ihn aus­hal­ten, den Rich­ter­spruch sei­ner Gene­ra­ti­on, der Schläch­ter- und Gerech­tig­keits­frak­ti­on. Weh tut es mir schon, zu sehen wie sein Gesicht fällt. Er ist ein Kind, kein Kain, dem das „Ant­litz fiel“ als er den Bru­der erschlug im unge­rech­ten Zorn. Auch ein Abel ist er nicht: das Opfer für den gerech­ten und barm­her­zi­gen Herrn? Er weiß es schon, wie der Herr Prä­si­dent heu­te spricht, das ist der Brü­der­spal­tung bit­te­rer Lohn. Nur Lug und Trug, mehr ist es nicht; der Abel sein Opfer abbricht.

Das Urteil ist gefal­len, welch ein Glück, nur Bewäh­rung mit Auf­la­gen: Das Buch ist zu gut, Lek­tü­re ist nicht genug. Zur Stra­fe der Film zum Buch, dann das Thea­ter­stück zum Film; und weil die Rekon­va­les­zenz ist unse­re Pflicht, schlu­ßend­lich die eng­li­sche Ver­fil­mung des unan­seh­li­chen Stoffs im Eng­lisch-Unter­richt. Har­tes Urteil mei­nen Sie? Kei­ne Sor­ge, die Kin­der ver­ste­hen die­se Bot­schaft immer und es ist gut: der Stoff ist wich­tig, Wider­stand nich­tig. Direkt an zwei­ter Stel­le unter Gerech­tig­keit kommt das Geschlecht, nicht schlecht? Wer wie mein Kind rech­nen kann, auch mit dem Trans­ge­recht­ge­schlecht-Rechen­schie­ber, der bekommt her­aus: Geschlecht ist gerecht und auf kei­nen Fall „Rechts“. Auch bei hohem Auf­kom­men in der Gauss*****schen Mit­te lässt sich das spie­lend ver-rech­nen. Das Ergeb­nis erstaunt nur jene, die nie­mals die Mit­te im römi­schen Kreis­ver­kehr hal­ten soll­ten: Mit­tel­strei­fen­ver­kehr ist Kami­ka­ze, die Mit­te ist schon viel zu weit rechts. Strei­fen­wech­sel ist Pflicht, ange­zeigt wird er nicht. Die Links­fah­rer dre­hen im Kreis, die Rechts­aus­le­ger wol­len raus. Sie wis­sen doch, im Kampf gegen unge­rech­ten Rechts-Ver­kehr geht es dar­um Zei­chen zu setz­ten: links blin­ken, rechts rausfahren.

End­lich klärt die Klas­sen­leh­re­rin die auf­ge­klär­ten Eltern auf, was wirk­lich hier die Sache ist. Das macht sie gern, das sieht sie als ihre höchs­te Pflicht. Im Buch geht es weder um jenes, was die Jugend­li­chen sticht noch was mich als Vater anspricht. Die Sache ist - sie ahnen es schon - die Erin­ne­rungs- und Schuld­dis­kus­si­on. Der Han­na im Roman fehlt das H und ihre HER-sto­ry die ER-inne­rung. Denkt bit­te jetzt nicht an die Han­na ohne H, mit R wie Resch und mit der ARD. Die hat­te es auch schwer mit der Erin­ne­rung. Ihr fiel zumin­dest noch ein was wich­tig ist: der Israe­li ein rech­ter Schur­ke ist („Han­na Resch sam­melt sich“). Dann muss­te sie sich sam­meln - ich mich auch, und die Run­de brach in schmerz­lich-hys­te­ri­sches Lachen aus. Pfui, wer gar an die Han­nah mit H und Are­ndt dacht. Welch ein Hohn, ein deut­scher Schur­ke du bist! Ver­ste­hen was auf dem Spiel steht bei jeder Tat? Das war ihr Auf­trag, ihr Bünd­nis und Ver­kehrs­ver­bund, der „Inte­gri­tät der Tat­sa­che“ ver­pflich­tet. Sie stand auf­recht auch wenn sie saß, inspi­rier­te wäh­rend sie öffent­lich-recht­lich ihre Flup­pe qualm­te. Ihr Ele­ment, die ame­ri­ka­ni­sche Revo­lu­ti­on, das town hall mee­ting in leben­di­ger Dis­kus­si­on - der Geruch von Frei­heit und die Macht der öffent­li­chen Tat, er ver­treibt den bull­shit, der uns in allen Kanä­len küsst. Im Abfluss­rohr sit­zen Fak­ten­kle­cke­rer, mit Mund­ge­ruch und kon­spi­ra­ti­ven Abhörin­stru­men­ten. Sie Klot­zen und Kot­zen, bis einer sich ver ….

Der Arendt’sche Mut war groß, wie ihrer Wider­sa­cher vie­le. Im Jam­mer­tal der Pädo­phi­lie hat sie eben­so wenig ver­lo­ren wie als pos­ter child auf dem Bus der Anar­chie. Mei­ne Leh­re­rin damals, schau­te mir tief in die Augen ins Herz, und sag­te: Sie müs­sen Han­nah von A bis Z lesen. Heu­te sagt die Leh­re­rin dem Vater vom Sohn, war­um zu lesen sei die sto­ry der Han­na ohne H, der pädo­phi­len Kin­der­mör­de­rin ohne Kind. Wen es stört, der möge sich bei jenen bekla­gen, die an höchs­ter Stel­le steh‚n. Beam­te füh­ren nur aus was die Füh­rer sagen: Demo­kra­tie för­dern, Sprit­zen und Spit­zen ver­tei­len, alle Eich­män­ner und Eich­frau­en bei Fuß - oh je, welch ein Graus.

Scha­de ist es schon, denn wie soll­te ich beim Wert­her oder bei Anti­go­ne sagen: „Mein Sohn, schau mal, Vor­le­sen lohnt sich, schlag Gold aus der üblen Pflicht. Dei­ne Chan­cen bei den Girls stei­gen expo­nen­ti­al, eröff­ne dei­nen eige­nen Vor­le­se­ka­nal“. Er war Feu­er und Flam­me für die­sen Staat und hat­te den Titel schon parat: „Weder Rechts noch Sex“. Hier ist er voll auf Spur, strea­ming on line und main­strea­ming auf der Puber­täts­Ver­hin­de­rungs­Mit­tel-Spur: „Sei du selbst“ und ver­arsch dei­ne Eltern mit dem Gesetz das Selbst­be­stim­mung macht zum eher­nen Gesetz: Kin­der gehö­ren dem Staat, ihr Eltern habt den Win­del­sa­lat. Das Mot­to des Sprech­ka­nals ist sol­chen Lap­pa­li­en ent­ron­nen, sei­ner Zeit weit vor­aus: „Sprech­akt statt Geschlechts­akt“ - es klat­schen alle Applaus.