Die ers­te Ver­si­on des Sozia­lis­mus beruh­te auf den von Marx ent­deck­ten Natur­ge­set­zen der Geschich­te. Für sei­ne deut­schen Anhän­ger hat­te die­ser gesetz­li­che Ver­lauf den gro­ßen Vor­teil, dass man sich um die gegen­wär­ti­ge Lage des dama­li­gen Kai­ser­reichs kei­ne gro­ßen Gedan­ken machen muss­te, denn es war ja von vorn her­ein aus­ge­macht, wo das Gan­ze enden wird: im Zusam­men­bruch der bür­ger­li­chen, kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft. Des­sen war man ganz sicher. Man über­nahm von den pro­tes­tan­ti­schen End­zeit­sek­ten den kom­men­den Welt­un­ter­gang, ver­kürz­te die Zeit­span­ne und über­trug die christ­li­chen Tugen­den Glau­be und Hoff­nung auf die Welt­re­vo­lu­ti­on. Man konn­te sich daher beru­higt um wich­ti­ge­re Din­ge küm­mern, die Ent­wick­lung den Geset­zen über­las­sen und sich gemüt­lich auf den Tag X vor­be­rei­ten, an dem einem die vol­le Macht wie von selbst in den Schoss fal­len wür­de. Der Rest war eine rei­ne Orga­ni­sa­ti­ons- und Model­lie­rungs­fra­ge und da es sich bei den ers­ten Genos­sen über­wie­gend um Hand­wer­ker han­del­te, wuss­ten sie, wie man das mit der Neu­en Gesell­schaft und dem Neu­en Men­schen machen muss, ein biss­chen absä­gen hier, ein biss­chen die Ecken und Kan­ten rund fei­len dort, was vor­laut her­vor­ragt auf ordent­li­ches Gleich­maß zurecht stut­zen und den Mate­ri­al­aus­schuss entsorgen. 

Da es sich aber um Geschich­te und nicht Natur han­del­te, hat­ten die Marx­schen Geset­ze so ihre Tücken. Die Geschich­te ver­zet­tel­te sich in lau­ter unter­schied­li­che Geschich­ten und die­se mach­ten auch noch, was sie woll­ten und hiel­ten sich ein­fach nicht an die Marx­schen Vor­schrif­ten. So brach unglück­li­cher­wei­se die ers­te kom­mu­nis­ti­sche Revo­lu­ti­on aus­ge­rech­net im öko­no­misch rück­stän­digs­ten Land des dama­li­gen Euro­pas aus. Man erfand aber­wit­zi­ge intel­lek­tu­el­le Ver­ren­kun­gen, um die wider­spens­ti­ge Wirk­lich­keit wie­der mit einer Theo­rie zu ver­söh­nen, an der aus reli­giö­sen Grün­den nicht gezwei­felt wer­den durf­te. Man stel­le sich vor, die frü­hen Chris­ten hät­ten bei den ers­ten Kon­flik­ten gesagt, tut uns leid, wir haben uns in Gott geirrt, es gibt jetzt doch wie­der mehr als einen. Zum Glück war der sozia­lis­ti­sche Adres­sa­ten­kreis von eher beschränk­tem poli­ti­schem Ver­stand, da muss­te nur die neue Par­tei­li­nie vehe­ment ver­kün­det, Abweich­lern und Zweif­lern mit der gan­zen Här­te der Par­tei gedroht wer­den, dann schluck­ten die das schon.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg ver­lor die Ver­elen­dungs­theo­rie ange­sichts von Wasch­ma­schi­nen, Autos und jähr­li­chem Urlaub in Ita­li­en an Über­zeu­gungs­kraft. Mit der unzu­ver­läs­si­gen Geschich­te war kein Sozia­lis­mus mehr zu machen. Ohne Apo­ka­lyp­se kei­ne Mas­sen­mo­bi­li­sie­rung. Es muss­te etwas Neu­es her. Man ver­la­ger­te das Gesetz in die Natur und mach­te zwi­schen Ver­brauch und Res­sour­cen eine ein­fa­che Rech­nung auf. Her­aus kam die nächs­te dro­hen­de Kata­stro­phe - die Gren­zen des Wachs­tums. Auch die­ser Ver­such, eine sta­bi­le Herr­schafts­ideo­lo­gie für Akti­vis­ten in die Welt zu set­zen, krank­te an der begrenz­ten Fan­ta­sie sei­ner Erfin­der. Bei jedem vor­her­ge­sag­ten „Ende des Erd­öls“ Ter­min gab es mehr Vor­kom­men als je zuvor. Die flei­ßi­gen Rech­ner und Unter­gangs­ver­kün­der waren erneut bla­miert. Das Pro­blem: Erd­öl­vor­kom­men sind eine Sache der zuver­läs­si­gen Erfah­rung, man bohrt und fin­det etwas oder auch nichts. Wenn etwas her­vor­spru­delt, ist es wirk­lich da, es riecht, es klebt, es macht die Fin­ger schmutzig.

Der drit­te groß ange­leg­te Ver­such star­te­te irgend­wann in den 80ern. Geschich­te ging nicht, Natur auch nicht, man such­te etwas, was nicht so leicht von jedem her­ge­lau­fe­nen Skep­ti­ker über­prüf­bar war - so kam man aufs Kli­ma. Da braucht man schon rie­sen­gro­ße Rech­ner, um das aus­zu­rech­nen, das ist nichts für Otto Nor­mal­ver­brau­cher, kann er sich gar nicht leis­ten, und all die Daten, die man dafür ein­spei­sen muss, hat er zum Glück auch nicht. Der Trick: man muss­te nur den Leu­ten etwas als wirk­lich ver­kau­fen, was in Wirk­lich­keit gar nicht da war, denn Kli­ma ist, so steht es in jedem Lexi­kon, ein mit meteo­ro­lo­gi­schen und sta­tis­ti­schen Daten errech­ne­ter Mit­tel­wert. Ein Mit­tel­wert ist aber kein Bestand­teil der erfahr­ba­ren Wirk­lich­keit. Unser alter Sta­tis­tik Pro­fes­sor hat­te uns Stu­den­ten damals noch mit einem ein­fa­chen Bei­spiel davor gewarnt, Sta­tis­tik mit der Wirk­lich­keit zu ver­wech­seln. Wenn Sie ein­mal links und ein­mal rechts am Hasen vor­bei schie­ßen, sag­te er, ist der Hase sta­tis­tisch gese­hen tot. Der tat­säch­li­che Hase hält sich aber bei die­sen Schieß­küns­ten den Bauch vor Lachen. Kli­ma hat des­we­gen einen gro­ßen Vor­teil: es lässt sich nicht erfah­ren. Sie kön­nen nicht vor die Tür gehen, zu ihren Gäs­ten zurück kom­men und stolz ver­kün­den: ich habe gera­de Kli­ma xy getrof­fen. Erfah­ren las­sen sich nur Wet­ter­phä­no­me­ne. Wenn es reg­net, wird man ohne Schirm nass und wer bei Käl­te zu dünn ange­zo­gen drau­ßen her­um rennt, holt sich den Schnief, das wuss­ten schon die Großeltern.

Was auf der einen Sei­te wie ein Man­gel aus­sieht, macht auf der ande­ren sei­nen gro­ßen Erfolg aus. Man muss Kli­ma ein­fach glau­ben. Man braucht nur wie bei der Ver­brei­tung des Chris­ten­tums sei­ne Jün­ger und Mis­sio­na­re in die gan­ze Welt hin­aus schi­cken, die media­len Ver­brei­tungs­we­ge kon­trol­lie­ren wie sei­ner­zeit die Bücher im Klos­ter und schon funk­tio­niert es mit dem Kli­ma­schwin­del. Das gefähr­li­che Lachen wird Euch vor lau­ter Angst schon ver­ge­hen. Irgend­wie scheint aber auch das nicht so ganz zu klap­pen. Wäh­rend die glo­ba­le Pro­pa­gan­da­ma­schi­ne­rie jeden Monat den hei­ßes­ten Monat seit Men­schen­ge­den­ken ver­kün­det, pos­ten in den sozia­len Medi­en die unver­bes­ser­li­chen Selbst­den­ker Bil­der vom Schnee im Gar­ten. Alles wie immer im April.

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Publi­ziert auf: tabu­la rasa Maga­zin, ach­se des guten, reit​schus​ter​.de, Glob­Kult